mandelbaumFür mich ist der Mandelbaum das Zeichen von Ostern. Er blüht im Moment wieder. Ich sehe jeden Tag die Mandelbäume, wenn ich von Bockenheim nach Ludwigshafen fahre. Sie blühen in weiß oder rosa. Es ist ein wunderschöner Anblick. Am Mandelbaum sehe ich den Zauber der Natur. Man kann diesen Zauber natürlich auch in vielen anderen Pflanzen sehen, man kann ihn in der ganzen Natur beobachten. Für mich ist er aber am deutlichsten und am schönsten am Mandelbaum zu sehen.

Ich fahre ich an diesen Bäumen einfach so vorbei. Ich sehe gar nicht hin. Ich kenne sie ja. Jeden Tag stehen sie da. Und oft bin ich auch in Gedanken versunken. Wenn ich in die Pfingstweide fahre, denke ich darüber nach, was mich in der Gemeinde erwartet, welche Arbeit ich vor mir habe und wie ich die Dinge am besten angehe. Wenn ich nach Hause fahre, denke ich darüber nach, wie alles in der Gemeinde gelaufen ist. Habe ich Fehler gemacht, hätte ich irgendetwas besser machen können, habe ich etwas versäumt? Oder ich frage mich, ob ich etwas vergessen habe, hätte ich vielleicht noch einkaufen gehen müssen?

Man ist ja oft in Gedanken und grübelt über verschiedene Dinge nach. Aber jetzt gerade ist das nicht so. Denn jetzt lenken mich die Mandelbäume immer ab. Ihre Blüten sind so schön, dass sie mich aus meinen Gedanken reißen und in den Augenblick holen. Es ist die pure Schönheit des neuen Anfangs, der mich befreit. Deshalb ist der Mandelbaum für mich auch das perfekte Zeichen für Ostern.

Nach einem langen Winter kehrt das Leben zurück. Und es kehrt definitiv zurück. Ganz sicher. Es lässt sich nicht aufhalten. Und das ist doch eine Nachricht, auf die ich seit einem Jahr warte. In der Corona-Zeit ist doch nichts sicher. Kein Termin, den ich mache, ist sicher. Alles steht unter Vorbehalt. Man sagt, dass alle Dinge zwei Seiten haben. Wenn das zutrifft, dann hat mich die Pandemie neu gelehrt, dass Zukunft eben Zukunft ist, also noch kommt. Dass alle Planungen, die ich mache, letztlich nur mehr oder minder sicher sind. Ganz genau kann ich nie wissen, was Morgen sein wird. Alles steht unter einem Vorbehalt. Man kann nie wissen, ob es wirklich so kommt, wie man denkt. Nicht umsonst kennt man ja den schönen Spruch: „Der Mensch denkt und Gott lenkt“.

Alles steht unter Vorbehalt, niemand weiß, was morgen sein wird. Angesetzte Gottesdienste werden abgesagt, Studientage verschoben, Feiern abgesagt. Niemand weiß, wie es weitergeht. Das ist immer und grundsätzlich so. Aber vor Corona habe ich das aus den Augen verloren. Ich habe Pläne gemacht und meistens auch eingehalten. Dass das nicht so ohne weiteres selbstverständlich ist, habe ich jetzt neu gelernt.

Deshalb ist der Mandelbaum so schön und hilfreich. Er blüht. Ob Corona oder nicht. Geplant oder nicht. Erblüht, wenn die Zeit reif ist. Und er ist dabei absolut zuverlässig. Er blüht. Wenn die Sonne kommt, wenn eswarm genug ist, dann blüht er. Darauf kann man sich verlassen. Wie auf Ostern.

Ostern ist das Ende des Schreckens. Ostern ist der Sieg über den letzten Feind, ist der Triumph der Liebeund des Lebens. Das bedeutet Auferweckung. Indem Gott Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten, zu einemneuen Leben beruft, zeigt er sein Wesen. Er ist ein Gott der Liebe, der diese Liebe zu uns auch danndurchhält, wenn wir diese Liebe mit Füßen treten. Das zeigt uns Ostern. Und deshalb dürfen wir uns freuen.

Wir haben eine Hoffnung über den Tod hinaus. Jenseits von Corona blüht der Mandelbaum und erinnertuns an diese Hoffnung. Sie verzögert sich nicht, sie wird nicht verschoben, sie kommt und sie ist da. Immerwieder. Zu jeder Zeit, in jede Situation. Das ist das große Versprechen von Ostern: Gott triumphiert. Er hates schon getan, er tut es in jedem Augenblick und er wird es immer tun. Das ist das Einzige, das sicher ist.Und es ist so schön wie der blühende Mandelbaum.

Amen!

Pfarrer Dr. Paul Metzger

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